Toiletten in öffentlichen oder halböffentlichen Bereichen mit viel Publikum wie Sportstätten, Kultureinrichtungen, Schulen, Hochschulen, aber auch Kinos, Hotels oder Freizeitparks haben eine hohe Durchlauffrequenz. Die Nutzung der Waschräume ist naturgemäß mit einem hohen Einsatz von Trinkwasser sowie ein erheblicher Energieaufwand für die Aufbereitung des Abwassers verbunden. Das widerspricht dem aktuellen ökologischen Bewusstsein.
Eine Sensibilisierung für mehr Nachhaltigkeit hat sich in den letzten Jahren in diesen Bereichen vielfach institutionell verankert: An zahlreichen Hochschulen wurden beispielsweise „Green Offices“ zur Verbesserung nachhaltigen Wirtschaftens eingerichtet. Auch das Gastgewerbe startete bereits 2006 als einer der Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit die „Energiekampagne Gastgewerbe“, die sich Ressourcenschutz und Energiereduzierung in Restaurants und Hotels zum Ziel gesetzt hat. 20 Kommunen beteiligten sich seit März 2021 an dem Pilotprojekt „Berichtsrahmen Nachhaltige Kommune“, der Städte und Gemeinden dabei unterstützt, den Fortschritt der nachhaltigen Entwicklung vor Ort mess- und steuerbar zu machen. Etliche weitere Kampagnen aus dem öffentlichen Bereich ließen sich aufzählen.
Parallel zu diesen Initiativen haben sich trinkwassersparende Techniken in öffentlichen Waschräumen wie WC-Wasserstopper, Armaturen mit Infrarot-Sensoren oder Perlatoren an Wasserhähnen vielerorts schon als Standardausstattung etabliert. Außerdem steckt die Sanitärkeramik-Industrie sehr viel Ehrgeiz in die Optimierung von WCs und Urinale, um sie zu Vorbildern beim Wassersparen machen. Aktuell scheint mit einer 1-Liter-Spülung die unterste Grenze erreicht zu sein, die noch ausreichende Hygiene gewährleistet.
Dabei geht es grundsätzlich auch vollständig ohne Wasser. Wasserlose Urinale sind zwar längst Stand der Technik, aber immer noch mit einer eher schmuddeligen Aura umgeben, die sie seit ihrer Einführung vor etwa 25 Jahren mit sich herumschleppen. „Mann“ kennt sie vor allem aus dem „Tatort Autobahn-Rastplatz“, wo sie schon sehr früh gerne verbaut wurden. Rastplatz-Toiletten aber waren lange Zeit nicht gerade hygienische oder olfaktorische Vorbild-Etablissements, egal ob Wasser führend oder wasserlos ausgestattet. Diese Vorurteile wurden meist an wasserlosen Urinalen festgemacht, in den Anfangsjahren und in Verbindung mit bekanntermaßen ungepflegten Rastplatz-Klos möglicherweise sogar zu Recht. Sie haben sich lange Zeit hartnäckig gehalten, obwohl inzwischen technische Fakten und die positive Ökobilanz eine ganz andere Sprache sprechen. So schätzen Insider, dass derzeit lediglich 5 Prozent aller in Deutschland installierten Urinale wasserlos sind.
Das wasserlose Urinal ist heute salonfähig, hat offensichtlich aber keine Lobby, obwohl auch namhafte Sanitär-Markenhersteller entsprechende Produkte im Sortiment haben. Für Michael Weise, Geschäftsführer der Urimat Deutschland GmbH, einem der führenden Anbieter im Segment wasserlose Urinale, spricht nicht allein die Ökobilanz für den Einsatz dieser Anlagen. Auch die Technik sei inzwischen über jeden Zweifel erhaben. So verweist er auf die von seinem Unternehmen entwickelte Membrantechnik mit patentierter integrierter Wechselanzeige, die für zuverlässigen Geruchschutz und für einen rückstandsfreien Abfluss sorgen würde. Auch Urinstein sei nicht zu befürchten, da sich dieser nur in Verbindung von Urin mit kalkhaltigem Wasser bildet. Bei sachgemäßer Reinigung mit biologischen Putzmitteln sind wasserlose Urinale sogar leichter zu reinigen als wasserführende Modelle, betont Weise.
Doch die wichtigsten Argumente für die wasserlose Technik aber wäre ihr Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit: Bei 100 Benutzungen täglich können, ausgehend von einem wasserführenden 4-Liter-Urinal, pro Jahr etwa 146 000 Liter Wasser eingespart und damit rund 26 kg CO2 vermieden werden. Dabei sei noch nicht einmal die energie- und kostenintensive Abwasserbehandlung eingerechnet, so Weise. Die ausschließlich mikrobiologische Reinigung der Urinale sei ein zusätzlicher ökologischer Vorteil.
Doch Weise registriert einen Gesinnungswandel: „Insbesondere bei Sportarenen, in der Hotellerie, aber auch bei Universitäten und Kinoketten verzeichnen wir eine zunehmende Bereitschaft, wasserlose Urinale einzusetzen“. Ein Plus im Sinne der Nachhaltigkeit bestehe auch in der regionalen Herstellung, denn die Urimat-Keramikmodelle würden in einem Radius von maximal 100 Kilometern um den Unternehmensstandort in Rheinland-Pfalz produziert. In Deutschland müssen wasserlose Urinalbecken übrigens über eine bauaufsichtliche Zulassung verfügen und TÜV-geprüft sein.
Das Thema wasserlose Urinale wurde erläutert in Verbindung mit den entsprechenden Produkten der Urimat Deutschland GmbH (https://www.urimat.de/).
Foto/Zeichnungen: Urimat Deutschland GmbH