Baugenehmigungen stark rückläufig
2.12.2022
Überraschend sind die aktuellen Zahlen aus dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden nicht. Steigende Zinsen sowie explodierende Material‑ und Baukosten machen das Bauen derzeit wahrlich nicht zum Vergnügen, zumindest im Vergleich zu den Vorjahren. So lassen sich auch die Zahlen interpretieren, die das Wiesbadener Amt jetzt veröffentlicht hat. Demnach ging die Zahl der Baugenehmigungen bei Einfamilienhäusern von Januar bis September 2022 im Vergleich entsprechenden Zeitraum des Vorjahres um 15,4 Prozent zurück. In realen Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass in Deutschland knapp 11 200 Einfamilienhäuser weniger genehmigt wurden als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. In diesem Zeitraum des Vorjahres wurden in Summe noch 72 682 Einfamilienhäuser genehmigt, 2022 waren es hingegen noch 61 509.
Keine gute Zeit für das Eigenheim: „Das ist eine Zahl, die in der Baubranche Spuren hinterlässt“, sagt Dipl. Ingenieur Heiko Püttcher, Vorstand des Vereins zur Qualitäts-Controlle am Bau e.V. (VQC), der gemeinsam mit etwa 40 Bau-Sachverständigen in ganz Deutschland vor allem Einfamilienhäuser in der Bauphase begleitet. „Waren die vergangenen Jahre vor allem durch akuten Facharbeitermangel und während der Corona-Pandemie mitunter auch Materialmangel geprägt, so leiden Baufirmen derzeit ganz anders“. Noch hätten die Baufirmen zwar in der Regel gut zu tun, doch die Auftragsbücher würden bei klassischen Hausbaufirmen hier und da so langsam leer laufen, so Püttcher. Verstärkt würde dies durch eine allgemeine krisentypische Verunsicherung, die besonders bei jungen Familien eine gewisse Zurückhaltung zur Folge hat. Dennoch dürfe beim Jahresvergleich ein Faktor nicht unberücksichtigt gelassen werden. Schließlich sei Ende März 2021 das Baukindergeld ausgelaufen, das noch von vielen Familien „mitgenommen“ wurde und somit die die Baugenehmigungen im ersten Quartal 2021 spürbar puschte. (Quelle Statistisches Bundesamt/VQC)